Filmkritiken

EIN LEHRSTÜCK IN SACHEN HOFFNUNGSLOSIGKEIT

Unerbittlich düster und erbarmungslos desillusionierend – das sind erste Begriffe, die einem nach „Sicario“ durch den Kopf gehen. Wer im Krieg gegen das mexikanische Drogenkartell an Gerechtigkeit glaubt, steht offenbar auf verlorenem Posten – Gesetzesparagraphen und Gerichtsverhandlungen bringen hier so gut wie gar nichts. Diese schmerzhafte Erfahrung muss eine idealistische FBI-Agentin (Emily Blunt) machen, als sie von der CIA zu einem Sonderkommando rekrutiert wird. Dessen Teamleiter (mit raubeinig-rüdem Humor von Josh Brolin brillant gespielt) soll die Drogenszene im mexikanisch-amerikanischen Grenzgebiet durch spektakuläre Aktionen gehörig aufmischen und dadurch die Hintermänner ans Licht locken. Die Agentin wird in diesen Machenschaften nur zur Marionette degradiert, doch als sie das erkennt, ist es schon zu spät.

Das Titelwort bezieht sich auf den mexikanischen Ausdruck für Auftragskiller. Fragt sich nur, wer die tödlichen Aufträge erteilt: die Drogengangster oder die amerikanische Regierung via CIA? Blut haben sie alle an den Händen und die angeblich Guten ziehen es vor, nicht so genau hinzusehen, um andere die schmutzige Arbeit für sich erledigen zu lassen. Besonders eindrucksvoll bewegt sich Benicio Del Toro als gefährlicher Söldner in einer Grauzone zwischen den Fronten von Gesetz und Verbrechen.

Der Film nimmt uns mit auf eine Reise in die Dunkelheit: hinter den Wänden eines harmlos wirkenden Einfamilienhauses steckt gleich zu Beginn das Grauen. „Sicario“ verbreitet ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Gefahr und Paranoia. Wer auf welcher Seite steht und wem man trauen kann, wird nicht nur für die Agentin zu einer lebenswichtigen Frage. Welche Ziele der undurchschaubare Söldner verfolgt, bleibt lange im Dunklen. Zwar rettet er der Agentin mehrfach das Leben, doch ist ihm auch zuzutrauen, dass er sie unbarmherzig opfert, sobald es seinen Plänen dient.

Dann gibt es aber noch einen kleinen mexikanischen Jungen, der nichts sehnlicher möchte, als mit seinem Vater einmal ungestört Fußball zu spielen. Wie stehen wohl die Chancen in dieser brutalen Welt, dass sein unschuldiger Wunsch tatsächlich in Erfüllung geht? Allzu gut gewiss nicht (so viel kann man ohne die geringste Spoiler-Gefahr durchaus verraten).

8 von 10 illegalen CIA-Aktionen.

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