Filmkritiken

"San Andreas" auf Amazon Prime: The Rock ist erdbebensicher

Dieser San Andreas muss ein ziemlich rachsüchtiger Heiliger sein, wenn er eine so unchristliche Katastrophe zulässt: die Spalte in seinem Gebiet tut sich nämlich beim stärksten jemals gemessenen Erdbeben sperrangelweit auf und verschlingt praktisch ganz San Francisco nebst ein paar weiteren Orten.

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Autounfall zum Auftakt

Bevor die große Katastrophe jedoch richtig einsetzt, gibt es zum Auftakt des Films noch einen kleinen aber spektakulären Autounfall: durch Steinschlag von der Bergstraße abgedrängt, stürzt ein Wagen holterdipolter in den Abgrund und bleibt auf wundersame Weise in der senkrechten Felswand haften; und da schwirrt auch schon der Rettungs-Helikopter mit „"The Rock"“ Johnson am Steuerknüppel an, um bei einem tollkühnen Manöver die unverletzte Autolenkerin zu bergen.

Wer nun etwa glaubt, die ersten fünf  Minuten hätten schon genügend Unwahrscheinlichkeiten geboten, wird schnell eines Besseren belehrt, denn sobald erst mal die Erde zittert, treten die Gesetze der Überlebenslogik völlig außer Kraft.

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Einstürzende Hochhäuser

Die Katastrophe kommt genau richtig, um die instabile Kleinfamilie des Rettungspiloten (seine Frau hat soeben die Scheidung eingereicht) wieder zusammenzuführen. Als das Beben in Los Angeles einsetzt, holt er zunächst seine Gerade-Noch-Ehefrau vom Dach eines einstürzenden Hochhauses.

Die Amerikaner können sich nämlich spätestens seit 2001 in einer Mischung aus Angst-Lust an kollabierenden Wolkenkratzern im Kino einfach nicht satt sehen; und „San Andreas“ überbietet in dieser Hinsicht alles bisher Dagewesene - hier könnte selbst der Zerstörungsexperte Michael Bay noch etwas lernen.

Die Tochter des Piloten sitzt hingegen nach dem Desaster mit neu gefundenen Freunden in San Francisco fest, weshalb das nächste Ziel für eine Reise mit häufig wechselnden Fahrzeugen schnell gefunden ist – und auch die nächste Erderschütterung lässt nicht lange auf sich warten.

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Johnson und Giamatti

Die Arbeitsteilung ist hier perfekt: Während Dwayne Johnson erwartungsgemäß fürs Grobe zuständig bleibt und über alle Spuren der Verwüstung hinwegturnt, spielt Paul Giamatti den Mann der Wissenschaft: er vollbringt zwar keine Heldentaten und flüchtet beim Beben unter den Schreibtisch, aber dafür verhindert er durch seine Prognosen und sein betroffen in diverse Kameras gehaltenes Gesicht, dass tausende weitere Menschen ihr Leben verlieren.

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Etliche Wurfgeschosse

Der anfangs genannte Heilige Andreas mag zwar das stärkste Beben aller Zeiten entfesselt haben, aber mit dem Durchhaltewillen der Protagonisten hat er definitiv nicht gerechnet. Was da alles über die fünf Hauptfiguren hereinbricht und droht, ihnen auf die Köpfe zu purzeln, ist so vielfä(l)ltig, dass man es fast nicht aufzählen kann: Gesteinsbrocken, Hochspannungsmaste, Häuserteile, Glassplitter, Frachtcontainer, Passagierschiffe, andere Menschen und Tsunami-Wellen. Alle Wurfgeschosse verfehlen immer haarscharf ihr Ziel; doch selbst wenn mal einer von ihnen ein bisschen etwas abkriegt, sind die Blutspuren im Gesicht ein paar Minuten später getilgt und nicht die kleinste Wunde ist zurückgeblieben.

Zuletzt triumphiert der unverwüstliche Pioniergeist Made in USA – und es ist sicher ein verzeihlicher, da leicht vorhersehbarer, Spoiler, wenn ich verrate: Alles wird gut. Während in der Morgensonne ein Sternenbanner flattert, verkündet „"The Rock"“ mit optimistischer Stimme: „Das bauen wir alles wieder auf!“ Aber das müssen wir uns zum Glück dann nicht mehr mitansehen, weil das auch wesentlich langweiliger wäre.

2,5 Punkte auf der oben bei 5 geschlossenen Filmrichter-Skala.

"San Andreas"  ist derzeit auf Amazon Prime verfügbar.

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