Filmkritiken

"Early Man": Höhlenmenschen sind die besseren Fußballspieler

Ja gibt‘s denn sowas! Jetzt hat sogar schon die Bronzezeit begonnen und dem Steinzeitburschen Dug (mit der Originalstimme von Eddie Redmayne) ist das noch gar nicht aufgefallen. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, gemeinsam mit seinem Clan und dem Wildschwein-Freund Hognob auf Kaninchenjagd zu gehen. Doch dann stehen die Bronzeleute in furchterregenden Metallelefanten plötzlich vor ihnen und vertreiben die Höhlenbewohner aus ihrem Waldtal, weil dort Mineralien abgebaut werden sollen.

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Eine sportliche Herausforderung

So schnell gibt Dug aber nicht klein bei. Er dringt bis in die große Bronzestadt vor und findet sich auf einem Sportplatz wieder, wo die Bronzeleute ihr begnadetes Fußballteam anfeuern. Alle scheint sich dort nämlich nur um dieses Spiel zu drehen und so hat der Steinzeitjunge eine Idee: er fordert die Stadtbewohner zu einem Match heraus – sollten er und seine Sippe siegen, dürfen sie ihr Heimattal behalten, andernfalls würden sie jedoch in einem Bronzebergwerk verschwinden. Der verschlagene Statthalter Lord Nooth ist in seiner Gier nach Bronzemünzen zu jeder Schandtat bereit; er geht auf den Vorschlag ein, versucht in der Folge aber schmutzige Tricks, damit die Steinzeitler auf der Verliererseite blieben.

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Die Chaotensippe auf dem Spielfeld

Bald kommt es zu der sportlichen Entscheidung auf dem grünen Rasen, wobei die Chancen für Dug und seine Chaotensippe gar nicht mal so schlecht stehen, denn eigentlich haben die Steinzeitmenschen bereits vor vielen Generationen nach einem Meteoriteneinschlag das Fußballspiel erfunden. Inzwischen ist das zwar wieder in Vergessenheit geraten, doch Höhlenmalereien zeugen davon. Den Steinzeitjungs liegt das Spiel also in den Genen und obendrein wurden sie von einer begnadeten Ballkünstlerin aus der Bronzestadt trainiert.

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Unverkennbare Gesichter

Die Gestalten mit den großen Mündern, Schlauchlippen und Riesenzähnen können sogar im  Steinzeit-Outfit ihre wahre Herkunft nicht verleugnen: „Wallace & Gromit“-Erfinder Nick Park hatte hier eindeutig seine Finger im Spiel und legt nach 13jähriger Regiepause wieder ein animiertes Komödienspektakel aus Knetmasse vor. Es war eine mutige Entscheidung von ihm, dass er sich nicht auf seine bewährten Figuren verlassen, sondern etwas ganz Neues schaffen wollte, bei dem er zugleich seiner Fußballbegeisterung ausleben konnte. Die Höhe seines kreativen Könnens erreicht er zwar mit „Early Man“ nicht und bei etwaigen Sportmuffeln unter den Zuschauern wird außerdem über die Dominanz der Bälle keine Freude aufkommen, aber bevor es anfängt, wirklich langweilig zu werden, ist die rasant inszenierte Geschichte auch schon wieder zu Ende.

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Tierische Gags

Und wie bei einem Film von Parks nicht anders zu erwarten, gibt es auch abseits des runden Leders jede Menge Attraktionen -  vor allem die kleinen Gags unter Beteiligung von skurrilen Tieren sind sehenswert: Minikrokodile finden als Wäscheklammern Verwendung, ein Käfer muss dem Klan-Chef als Rasierapparat dienen, ein schlauer Hase hält die Höhlenmenschen zum Besten, eine Taube übermittelt auf unnachahmliche Weise Sprachbotschaften, und dann tritt auch noch eine gigantische wilde Dinoente in Erscheinung (nur auf ein Riesenkaninchen müssen wir diesmal verzichten). Offenbar war Park mit dem Regierführen nicht ausgelastet und hat die hundeähnlichen Laute der Wildsau Hognob gleich auch noch selbst beigesteuert.

Richtiges Begeisterungsgeheul ruft der Film also nicht hervor, aber 7 von 10 Torpfosten aus Mammutknochen sind auf jeden Fall drin.

franco schedl