Filmkritiken

"Dieses bescheuerte Herz": Leben lernen in Todesnähe

Zuviel Erfolg ist auch nicht gut. Das erkennt man an Elias M’Barek: Inzwischen ist er nämlich so sehr auf einen Rollentyp festgelegt, dass man ihn künftig wohl nur noch als Zeki Müller erleben wird. Die Figur heißt diesmal zwar Lars „ Lenny“ Reinhard und stammt im Unterschied zum Lehrer aus „Fack ju Göhte“ aus reichem Haus, benimmt sich aber ansonsten genauso. Bloß beschränkt sich der Typ hier sozusagen auf Privatunterricht.

Zwei Freunde fürs Leben

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Dem verwöhnten Nichtstuer Lenny wird von seinem Vater der Geldhahn zugedreht, falls er sich nicht um einen schwer herzkranken Jungen kümmert – und genau das tut er dann in der weiteren Folge. Anfangs ist seine Motivation erwartungsgemäß sehr niedrig, doch bald gewinnt er den 15jährigen David richtig lieb. Er wird zu seinem älteren Bruder und hilft ihm dabei, eine umfangreiche Wunschliste abzuarbeiten. Darunter sind auch etwas ausgefallenere Wünsche: das Spektrum reicht von neuer Kleidung, bis zum Bedürfnis, einen Song aufzunehmen, sich in ein Mädchen zu verlieben oder eine Frau nackt zu sehen. Und so ziehen die beiden los, wobei sie immer die Sauerstoffflasche im Rucksack mit dabeihaben, weil man jederzeit damit rechnen muss, dass der Junge umkippt (denn abgesehen von seinem Herz sind auch die anderen Organe schwer geschädigt).

Ein Film wie auf Bestellung

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Die Geschichte klingt so, als hätte ein Filmproduzent folgende Bestellung aufgegeben: „Ich brauche demnächst eine deutsche Version von „Ziemlich beste Freunde“ für ein jüngeres Publikum.“ Da kam der Bestseller der echten beiden „Brüder“ Lars Amend und Daniel Meyer gerade richtig. Tatsächlich sicherte sich der Verleih bereits 2013 – im Erscheinungsjahr des autobiografischen Romans – die Filmrechte. Über das Buch ist hier nichts zu sagen; es mag ein berührender Bericht über das schwierige Leben des Jungen sein und seinen Bestsellerstatus zu Recht erlangt haben.

Ein Drehbuch der Gemeinplätze

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Das Drehbuch hingegen erscheint zu routiniert, versucht sich penetrant ans Publikum anzubiedern und strotzt nur so von Gemeinplätzen: Da gibt es den bösen Nachbarn, der immer die Aufzugstür mit einem Eimer blockiert, weil er den Jungen für einen Simulanten hält. Lennys Vater ist Arzt und sagt von sich selbst, dass er täglich 18 Stunden – und zwar an sieben Tagen der Woche – arbeitet; außerdem wird er von Schuldgefühlen geplagt, weil er dem Sohn nicht ermöglicht hat, beim Tod der Mutter anwesend zu sein. M’Barek selbst wandelt sich vom etwas zu alten Partyboy, der Nacht für Nacht mit seinen Schickimicki-Freunden abhängt, zum spätberufenen Medizinstudenten, der sein Leben endlich in den Griff kriegt. Am überzeugendsten kommt noch Nadine Wrietz in der Rolle von Davids Mutter rüber, weil sie so natürlich (und naturbelassen) wirkt, als könnte man sie wirklich in der Nachbarwohnung antreffen, wenn man dort zufällig einmal klingelt.

6 von 10 Punkten auf der To-do-Liste

franco schedl