Filmkritiken

"Die Verführten": Der Soldat als Lustobjekt im Liebeskrieg

Beginnen wir mit dem Ende! Das Schlussbild strahlt nostalgischen Frieden aus: vor einem Anwesen mit großem Garten haben sich ein paar Frauen und Mädchen versammelt und wir schauen durch das geschlossene Tor auf sie. Und doch gibt dieser Anblick, bevor die Kamera den Ausschnitt verengt hat, eine sehr unerfreuliche Wahrheit preis.

Allein unter Frauen

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Was ist geschehen? Mitten im Amerikanischen Bürgerkrieg hat sich ein verletzter Soldat der Unionstruppen auf das Gelände einer Mädchenschule in den Südstaaten geschleppt. Das Auftauchen des Mannes sorgt in dieser rein weiblichen Umgebung für hormonelle Turbulenzen und die Frauen entwickeln nicht nur Beschützerinstinkte (der Mann ist immerhin ein offizieller Gegner und müsste eigentlich ausgeliefert werden), sondern auch noch ganz andere Gefühle. Unter Lehrerinnen und Schülerinnen entbrennt ein Wettkampf um die Gunst des Fremden, bei dem jede Frau die Konkurrentinnen übertrumpfen möchte. Der Soldat selbst setzt diesen Mechanismus gezielt ein und bietet sich als Lustobjekt für erhitzte Frauenphantasien an, um seine eigenen Ziele zu erreichen, doch bald ist er den heraufbeschworenen Reaktionen nicht mehr gewachsen und verliert die Kontrolle über sein manipulatives Spiel. Bereits 1971 befand sich kein Geringerer als Clint Eastwood in einer ähnlichen Zwangslage: damalsverfilmte Don Siegel den zugrundeliegende Roman von Thomas Cullinan. Fast ein halbes Jahrhundert später hatSofia Coppolaaus demselben Stoff ein subtil inszeniertes Lust-Spiel mit Thriller-Elementen gemacht und liefert Colin Farrell den gefährlichen Verlockungen der Frauen aus.

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Nicole Kidman spielt eine ebenso resolute wie gottesfürchtige Schulleiterin, die niemals auf ein Tischgebet verzichtet, aber auch vorm groben Zupacken nicht zurückschreckt. Sie ist gleichermaßen geschickt in Handarbeit und im Vernähen von Wunden, hat aber auch sonst chirurgische Übung, wie der Verletzte am eigenen Leib erfahren wird. Um den unerwarteten Gast bemühen sich zugleich Kirsten Dunst als vom Leben enttäuschte Lehrerin, und Elle Fanning als frühreifes Schulmädchen.

Ein Krieg abseits der Front

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Die tragische Ironie der Geschichte liegt gerade darin, dass der Soldat vom Schlachtfeld geflohen ist, und in einer scheinbaren Idylle landet, wo der Bürgerkrieg nur hie und da in Form von fernem Geschützdonner eindringt. Doch nun erwartet ihn auf diesem Schauplatz voll trügerischem Frieden ebenfalls eine schwere Auseinandersetzung, bei der es buchstäblich um Leben und Tod geht; bloß wird dieser Krieg der Geschlechter mit anderen Waffen ausgetragen. Coppola zeigt, wie gefährlich es ist, mit den Begierden einer Frau zu spielen und falsche Erwartungen zu wecken. Aber auch Kinder sind nicht zu unterschätzen, denn ein wichtiger Vorschlag zu einer radikalen Lösung der Situation wird von Mädchenmund ausgesprochen.

8 von 10 punktuellen Eifersuchtsregungen

franco schedl

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