Filmkritiken

"Die Schöne und das Biest": Digitalisiert bis zur Gefühlslosigkeit

Ist das nicht eine schöne Märchenwelt, in der sprechende – und vor allem singende – Gebrauchsgegenstände den Ton angeben? Da sorgen Uhren, Kleiderständer, Teetassen, Wäscheschränke oder Kerzenleuchter für gute Laune, während ein grantiges Zottelwesen (der komplett digitalisierte Dan Stevens) durch sein langsam verfallendes Rokoko-Schloss trottet und darauf wartet, dass der Fluch, dem alle hier Anwesenden zum Opfer gefallen sind, endlich gebrochen wird - und zwar durch ein Mädchen, das sich ins haarigen Monster verliebt. Sobald dann Emma Watson die Leinwand betritt, stehen seine Chancen tatsächlich ziemlich gut.

Emma Watson singt gut

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Vor einem Vierteljahrhundert hat Disney in dem inzwischen zum Klassiker gewordenen Animationsfilm zum ersten Mal eine starke Titelheldin präsentiert, die sich nicht von Männern herumkommandieren lassen und eine untergeordnete Rolle spielen musste. Mittlerweile sind emanzipierte Frauen in der Filmwelt zum Glück ohnehin gang und gäbe geworden. Abgesehen von ihrem beherzten Auftreten, ist Watson in Belles Rolle sehr anmutig und erweist sich außerdem als überzeugende Sängerin. Zum altvertrauten Score des Vorgängerfilms wurden für die Realverfilmung übrigens einige neue Songs hinzukomponiert.

Prominente Namen (und Stimmen)

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Kevin Kline spielt Belles schrulligen Vater, der ständig an mechanischen Werken herumbastelt, falls er nicht von einer Schwierigkeit in die andere stolpert; als ebenso selbstverliebter wie verschlagener Haudegen tritt Luke Evans in Erscheinung - angehimmelt von einem kugelrunden Kumpan in Josh Geds Gestalt. Zumindest in Russland hat der Film dadurch schon vorab für Gefühlsaufruhr und Empörung gesorgt: erstmals wird in einem Disney-Film Homosexualität angedeutet – und das geht natürlich gar nicht für die zartbesaiteten russischen Seelen. Weitere bekannte Namen wie Ewan McGregor, Ian McKellen, Stanley Tucci oder Emma Thompson stehen zwar auf der Besetzungsliste, doch wir bekommen die meiste Zeit über bloß deren Stimmen zu hören - falls wir uns die Originalfassung anschauen. In ihren realen Gestalten sind sie nur für wenige Filmsekunden zu sehen; ansonsten spektakeln sie als digitale Alltagsgegenstände über die Leinwand.

Viel Zuckerwatte

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Damit sind wir auch schon beim Schwachpunkt dieser Produktion: Hier bietet uns alles eine auf Hochglanz gebrachte nette bunte Oberfläche dar und die Handlung wird mit maschineller Professionalität abgespult. Dabei bleibt keine Zeit für echte Gefühle, obwohl sich die Geschichte doch zur richtig großen Romanze entwickeln müsste. Man kann es auch anders ausdrücken, denn immerhin befinden wir uns in Frankreich, einem Land mit ausgeprägter Esskultur: Regisseur Bill Condon tischt uns kein gehaltvolles Festmahl auf, sondern speist uns mit einer Riesenportion Zuckerwatte ab (die halt nicht den Magen, aber dafür die Augen verklebt). Der Animationsfilm von 1991 bleibt somit nach wie vor die am besten gelungene Umsetzung dieses Märchenstoffes.

6 von 10 biestigen Schönheitspunkten.

franco schedl

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