Filmkritiken

"Die letzte Sau": Weil, a Viech, is a Viech, wie der Mensch auch

Ein Märchenerzähler mit schwäbischem Dialekt berichtet uns von einem einfachen Mann, der ein rechtes Durcheinander in dieser Welt verursacht hat.

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Schlimmer geht immer – das wird dem Schweinebauern Huber drastisch vor Augen geführt. Nachdem ihm von weltlichen und höheren Mächten alle Lebensgrundlagen genommen wurden, packt er die letzte ihm verbliebene Sau auf den Soziussitz seines Mopeds und startet durch, um die Welt zu verändern. Er befreit Tiere aus Schlachttransportern, lehrt Großbauern das Fürchten und hinterlässt an vielen Wänden die Parole: „So geht’s nicht weiter“.

Der kleine Bauer verwandelt sich also in einen Agrar-Rambo und Öko-Rebellen, der in unserer industrialisierten Welt, wo sogar die Bienen durch Pestizide verrückt werden, überall auf Sympathisanten und Leidensgenossen trifft. An der von ihm entfesselten Zerstörungswut hat schließlich Huber selber auch zu leiden, denn manche der Gesinnungsgenossen werden zunehmend radikaler - so etwa die „Anarchistische Tierbefreiungsfront Brandenburg und Speckbrodi“.

Vorliebe für Rebellen

Regisseur Aron Lehmann hat ein Herz für Menschen, die gegen bestehende Gesellschaftszustände aufbegehren. Die Figur des Michael Kohlhaas dient ihm dabei als Leitbild, denn bereits 2012 stand sein Spielfilmerstling ganz im Zeichen dieser klassischen Outlaws: in der damaligen Komödie startete ein fiktives Filmteam den pannenreichen Versuch, die Kleist-Novelle in einem bayrischen Dorf zu inszenieren.

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Lehmann verfügt zudem über einen ausgeprägten Sinn für Situationskomik: Da gibt es etwa einen provinziellen Banküberfall mit Verständigungsproblemen, weil ein ortsfremder Angestellter nicht dialektkundig ist. Der vermummte Räuber hat aber gleich doppeltes Pech, denn eine Einheimische glaubt ihn zu erkennen und wenige Augenblicke später wird deutlich, weshalb man einen Film dieser Art als Tragikomödie bezeichnet. Es gibt zwar etliche Tanz- und Gesangseinlagen - einen gemütvollen Bauernschwank darf man sich trotzdem nicht erwarten; allzu oft wird einem das Lachen im Hals stecken bleiben.

8 von 10 Schweinespeckbrodis.

franco schedl

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