Filmkritiken

"Die Hölle": Religiös verbrämter Frauenhass

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Ein Blick aus dem Fenster zum (Innen)hof hat schon bei Hitchcockböse Überraschungen nach sich gezogen. Auch die türkischstämmige Taxilenkerin Özge muss diese Erfahrung machen: als sie, um die Quelle eines üblen Geruchs herauszufinden, in den Lichtschacht ihres Hauses schaut, sieht sie in der gegenüber liegenden Wohnung eine schlimm zugerichtete Frauenleiche und vom Schatten des Fensters halb verborgen, steht offenbar der Mörder noch immer im Raum. Dieser Frauenhasser, der bereits in mehreren Ländern gemordet hat und seine schrecklichen Taten hinter religiösem Fanatismus versteckt, hat Özge nun auch gesehen und weiß, wo die unerwünschte Zeugin zu finden ist.

Überraschende Figuren

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Gerade bei Filmen dieses Genres wirken die Charaktere oft sehr eindimensional. Daher ist es umso erfreulicher, dass gerade Tobias Moretti in seiner Rolle als Kommissar für eine große Überraschung sorgt. Bei seinen ersten Auftritten können wir ihn eigentlich nur für einen arroganten und obendrein rassistischen Zyniker halten, doch später müssen wir erheblich umdenken. Auch die weibliche Hauptfigur wurde vielschichtig angelegt. Die unerschrockene Violetta Schurawlow spielt eine wortkarge, in sich gekehrte Frau, der offenbar viel Übles im Leben angetan wurde - ihr eigener Vater ist daran nicht unschuldig. Sie versteht es aber, zurückzuschlagen: immerhin ist sie eine ausgebildete Kampfsportlerin und schickt im Ring so manchen männlichen Gegner zu Boden oder verpasst jemandem, der ihr auf der Straße dumm kommt, eine blutige Nase. Auch der Killer wird bald merken, dass er sich besser nicht gegen sie gestellt hätte. Gerade diese Figur des durchgeknallten Serienmörders ist etwas grobschlächtig geraten – aber das muss bei einem groben Frauenschlächter wohl auch so sein.

Thrillertaugliches Wien

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Was hier passiert, ist ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel, das sich auf ganz Wien ausdehnt. Uns erwarten unter anderem ein explodierendes Auto vor der Mölkerbastei, eine wilde Verfolgungsjagd und Kampfszenen in einem vollbesetzten Zug der Linie U1, sowie eine höllische Taxifahrt quer durch die nächtliche Stadt, die am Schwedenplatz ein gewaltsames Ende findet. Das alles wird von Stefan Ruzowitzky extrem adrenalintreibend inszeniert. Er bringt es fertig, die Straßen Wiens so thrillertauglich aussehen zu lassen, dass sie mit den internationalen Standards bei amerikanischen Serienkillerfilmen locker mithalten können.

8 von 10 nachtdunklen Blutstropfen

franco schedl

FOTOCREDITS: „Petro Domenigg FILMSTILLS.AT“

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