Filmkritiken

"Die Farbe des Horizonts": Romanze mit Schiffbruch

"Die Farbe des Horizonts" erzählt eine wahre Geschichte, die sich so oder so ähnlich 1983 auf hoher See zugetragen hat. Der isländische Regisseur Baltasar Kormákur scheint dafür und für Geschichten über Menschen, die sich Naturgewalten aussetzen und dabei in Bedrängnis geraten, ein Faible zu haben. Denn vor drei Jahren hat er mit „Everest“ ein Bergsteigerdrama inszeniert, das ebenfalls auf wahren Begebenheiten beruhte. Diesmal steigt Kormákur vom Dach der Welt herab auf Meereshöhe und wir bekommen gigantische Wellenberge statt eisiger Gipfel zu Gesicht. 

 

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Ein Unglück und seine Vorgeschichte

Als der Film beginnt, ist das Unglück bereits geschehen und wir erleben in einer langen - scheinbar ungeschnittenen -  Einstellung mit, wie die junge Frau in der teilweise gefluteten Kajüte wieder das Bewusstsein erlangt und in steigender Panik nach ihrem Verlobten sucht. Es beginnt ein Kampf ums Überleben. Im Laufe des Films erfahren wir dann, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Dabei wechselt Kormákur ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Während die Tage für die schiffbrüchige Frau und ihren schwer verletzten Freund ohne Aussicht auf Rettung vergehen, wird ihre romantische Vorgeschichte Stück für Stück erzählt, bis sich die beiden Zeitebenen einander zuletzt wieder angenähert haben. Daher wird es auch fast volle 90 Minuten dauern, bis wir endlich sehen können, wie ein Hurrikane die Jacht schwer beschädigt.

 

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Südseeromanze bis der Sturm aufzieht

Fünf Monate zuvor ist die 23jährige Weltenbummlerin (eine sehr sympathische Shailene Woodley) dem zehn Jahre älteren Richard (Sam Claflin als Abenteurertyp und Frauenschwarm) auf Tahiti über den Weg gelaufen. Zwischen den beiden hat es sofort gefunkt. Als der Segelprofi von Bekannten das Angebot erhält, deren Luxusjacht quer über den Pazifik nach San Diego zu überführen, willigt Tami rasch ein, ihn zu begleiten. Was daraufhin folgt, ist zunächst eitel Wonne und viel Sonnenschein: Südsee-Romantik, Palmenstrände, Gitarrengesang, Wasserfreuden, die gemeinsame Betrachtung des rötlichen Sonnenuntergangs (wodurch der Film seinen Titel bezieht) und sogar ein Heiratsantrag auf offenem Meer. Dieser romantische Kitsch lässt sich leicht ertragen, weil ja die kommende Notsituation ständig präsent bleibt.

 

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Unvorbereiteter Kinobesuch

Man sollte der Versuchung widerstehen, sich vorab via Google oder andere Quellen über die näheren Hintergründe dieses Überlebenskampfs auf dem Pazifik zu informieren: Kormákurs Film wird desto besser funktionieren, je weniger man vom Schicksal der Segler Richard und Tami weiß. Das Ende ist dann nämlich ziemlich überraschend. So viel wird jedenfalls bald klar: Ihr Boot hat zwar Schiffbruch erlitten, ihre Liebe jedoch nicht – und die erhält sie in erster Linie am Leben.

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