Filmkritiken

"Die beste aller Welten": Gefühlskino aus Österreich

Salzburg in den 90ern. Der siebenjährige Adrian (Jeremy Miliker) spielt am Ufer der Salzach mit Krachern, er lebt in seiner Fantasiewelt voller Abenteurern und Dämonen. Die Erwachsenen um ihn herum flüchten auch in ihre eigenen Welten, exzessiver Drogenkonsum bestimmt das Leben der alleinerziehenden Mutter Helga (Verena Altenberger) und ihres Freundes Günter (Lukas Miko). Hin und her gerissen zwischen der Liebe zu ihrem Sohn und ihrer Heroinsucht, versucht Helga ihrem Sohn eine normale Kindheit zu ermöglichen.

Autobiografisch

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Das Setting ist einfach und schon oft gesehen: Drogensüchtige tun sich schwer, eine Entscheidung zwischen ihrer Sucht und der Liebe zu ihren Mitmenschen zu treffen. Doch von der ersten Szene an ist bei diesem Film klar, dass hier ein Regisseur am Werk ist, der weiß, wie es sich wirklich anfühlen muss, in diesem Milieu aufzuwachsen. Es sind die kleinen Momente, die diesen Film ganz groß machen: Plastikflaschen aus denen Adrian nicht trinken darf oder Schweizerkracher, die er zu seinem Geburtstag geschenkt bekommt, lassen uns tiefer in die Beziehung zwischen Adrian und seinem Umfeld blicken, als die üblichen Dramen über Süchtige.

Salzburger Dialekt

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Besonders hervorzuheben ist der Cast von „Die beste aller Welten“, Jeremy Miliker spielt seinen, für den Zuseher schockierenden, Alltag mit einer beängstigenden Selbstverständlichkeit und Verena Altenberger schafft es, die schwierige Balance zwischen liebevoller Mutter und verantwortungsloser Süchtigen zu halten. Altenberger gewann für ihre Perfomance den Preis als beste Darstellerin beim Moskauer Film Festival und Miliker konnte Rollen in sechs weitern Produktionen ergattern. Die Liebe zwischen Mutter und Sohn ist im Drehbuch sehr genau herausgearbeitet, obwohl Adrian noch ein Kind ist, fängt er seine Mutter auf und gibt ihr den Halt, den sie braucht, um ihre eigenen Dämonen zu besiegen. Trotz der harten Realität, die Goiginger abbildet, stehen Wärme und Zuneigung abseits von falschem Pathos im Vordergrund der Geschichte und bieten dem Zuseher eine Projektionsfläche.

Große Vorbilder

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Trotz unserer Begeisterung für den Jung-Regisseur sind die Ähnlichkeiten zu Benh ZeitlinsBeasts of the Southern Wild“ nicht von der Hand zu weisen. Obwohl es zwei verschiedene Geschichten sind, sind sie sehr ähnlich erzählt. Das soll jedoch die Qualität von Goigingers Film nicht schmälern, der es wie kaum ein anderer in Österreich geschafft hat, emotional packendes Kino zu machen, das Potential hat, Zuseher abseits des Feuilletons in einen österreichischen Film zu locken.

Wir können "Die beste aller Welten" wärmstens empfehlen und wünschen uns für die Filmemacher einen großen Publikumsandrang an den Kinokassen.

Özgür Anil