Filmkritiken

"Der Mann aus dem Eis": Ötzi will Rache

Vor 5300 Jahren lebte ein uns heute als Ötzi bekannter Mann mit seiner Familie in den Ötztaler Alpen. Regisseur Felix Randau nimmt die realen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Eismumie als Grundlage, um seinen in der Jungsteinzeit angesiedelten Rachethriller zu erzählen. Nachdem Kaleb (Ötzi) nach der Jagd in seine Siedlung zurückkehrt, findet er seinen gesamten Clan und seine Familie tot auf. Nur sein Neugeborenes blieb von den Angreifern unentdeckt und konnte überleben. Getrieben von Rache, macht sich der aufgebrachte Stammesführer auf die Jagd nach den Mördern.

Der älteste ungelöste Mordfall Europas

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Der gesamte Film ist auf rätischer Sprache, es gibt auch keine Untertitel und das ist auch gut so. Die Handlung ist auch ohne Dialoge schlüssig und würde durch die Untertitelung weite Teile ihrer Authentizität einbüßen. Gedreht wurde im tatsächlichen Lebensraum Ötzis in Südtirol. Die letzten Jahrtausende an Witterung veränderten die Landschaft verständlicherweise sehr stark, doch Randau schaffte es, mit Hilfe von Kameramann Jakub Bejnarowicz eine stimmige Welt zu kreieren, in der die Natur ihre Bedrohlichkeit zurückerlangt. In Plansequenzen werden die Schauspieler durch die Alpen gejagt und sind den Naturgewalten vollkommen ausgeliefert. Der häufige Einsatz von Kranfahrten betont die epischen Dimensionen des Dramas. Einzig die gestochen scharfen digitalen Bilder mindern das visuelle Erlebnis. Die Landschaften und die Geschichte bieten sich gerade an, auf analogem Film festgehalten zu werden, doch trotz deutsch- österreichisch- italienischer Koproduktion scheint das Budget dafür gefehlt zu haben.

Bekannte Gesichter

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Durch die großartigen Kostüme und Masken unkenntlich gemacht, streift Jürgen Vogel als Kaleb durch die Wildnis. Auf seiner Suche trifft er sowohl auf Gefährten als auch auf Feinde. Die Ähnlichkeiten zu amerikanischen Rachefilmen liegt auf der Hand, da darf Alt-Star Franco Nero natürlich auf keinen Fall fehlen. Auch heimische Größen wie Susanne Wüst und Anna F. sind in „Der Mann aus dem Eis“ zu sehen, auch wenn sie nicht gleich auf den ersten Blick zu erkennen sind.

Der Mann aus dem Eis“ punktet vor allem durch gelungene Kostüme und ein authentisches Maskenbild. Auch wenn die Handlung nicht in jeder Hinsicht wissenschaftlich belegt ist, gelingt es Randau, einen spannenden und visuell beeindruckenden Rachethriller zu kreieren. Die überzogene Darstellung von Gewalt wirkt jedoch deplatziert und erinnert an „The Revenant“.

7 von 10 Pfeilwunden

Özgür Anil