Filmkritiken

DER ANTICHRIST TRIFFT AUF KATHOLISCHE SADISTEN

Von Regisseur Mark Neveldine war man Besseres gewohnt – immerhin hat er uns die beiden nicht unwitzigen Action-Reisser „Crank“ mit einem hyperaktiven Jason Stathan beschert. Nun begibt sich der Mann aber auf die Spur des katholischen Mainstreams und zwar gleich in die römische Zentrale, wo unerschrockene Exorzisten mit jedem gehörnten Höllenauswurf in die heilige Arena steigen.

Ein religiös motivierter Sadist wird immer einen guten Grund finden, um eine Frau in Ketten zu legen, da sie halt einfach den Teufel im Leib hat; und der muss ihr nun vom Fachmann im Priesterornat wieder rücksichtslos ausgetrieben werden. Man sieht also – an der Geschichte hat sich seit dem letzten Besessenheitsfilm nichts verändert. Diesmal heißt das weibliche Opfer Angela und wird uns als nettes amerikanisches Mädchen von nebenan präsentiert, das angeblich noch nie schlecht über jemanden gesprochen hat, doch spätestens als sie das Wort „schiffen“ in den Mund nimmt, ist ihr Freund irritiert und hält sie für betrunken, weil sie sich so gehen lässt. (Nur um das klar zu stellen: der Film spielt tatsächlich in der Gegenwart.)

In der Folge kommen aber noch ganz andere Dinge aus Angelas Mund: z.B. böse Zauberworte in einer altertümlichen Dämonensprache (was für die Mitmenschen fatale Auswirkungen hat) oder das Mädchen würgt ganze Eier hoch, die laut anwesendem Vatikan-Experten scharfsinnig als Symbole der Dreieinigkeit identifiziert werden (klingt logisch: immerhin finden sich in dem Wort 3 „Ei“s). Außerdem hat sie einen guten Draht zu Raben, die hier als Höllenboten verunglimpft werden, weil sie das schwarze Gefieder so wenig vertrauenswürdig erscheinen lässt. Was ja ziemlich unlogisch ist, denn wenn es allein um die Farbe geht, dürfte man Priestern in ihrer Arbeitskleidung erst recht nicht über den Weg trauen.

Der Regisseur gibt sich Mühe, uns durch ausgefallene Kamerawinkel zu überraschen, inszeniert mit zeitgemäßer Schnelligkeit und ist um höchsten Realismus bemüht, indem er ständig auf Bilder aus diversen Überwachungskameras zurückgreift, doch das alles kann an der betrüblich geistlosen Thematik auch nichts ändern. Drehbuchautor Christopher Borrelli fährt die ganz schweren Geschütze auf: irgendein unbekannter zweit- oder drittklassiger Dämon ist ihm nicht gut genug, sondern er beschwört gleich den leibhaftigen Antichrist herauf. Noch schlimmer ist freilich sein leicht erkennbares Ziel, diesen Film auf eine Fortsetzung zusteuern zu lassen. Davor möge uns Gott, der Teufel, das Christkind, der Osterhase, Ronald McDonald oder wer sich halt sonst dafür zuständig fühlt, bewahren.

4 von 10 faulen Rabeneiern fürs katholische Oblaten-Omelette.

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