Filmkritiken

"Deadpool 2" bei Disney+: Noch mehr Action und Humor

Würde Wade Wilson (Ryan Reynolds) nur eine Sekunde die Klappe halten, hätte er damit wohl mehr Aufmerksamkeit im Kinosaal erregt als mit sämtlichen der nicht gerade wenigen Action-Szenen im neuen Superhelden-Actionreißer "Deadpool 2". Aber keine Sorge: Das wird nicht passieren!

Vor zwei Jahren überraschte " Deadpool" mit einem erfrischend neuen Zugang zum Genre des dominanten Superhelden-Actionfilms: Deftiger Zynismus, Selbstironie und blutige Gewalt ohne Ende statt jugendfreier Fantasy-Action. Aber damit nicht genug: Während Deadpool seinen Gegnern mit Schusswaffen das Licht ausbläst oder mit Schwertern die Extremitäten abtrennt, hört der Mann nicht auf, alles und jeden (inklusive sich selbst) durch den Kakao zu ziehen. Dabei spricht er ständig direkt mit dem Publikum im Kinosaal.

Dieses freche Konzept machte Deadpool zum lustigsten Superhelden-Abenteuer überhaupt und zum kommerziellen Überraschungshit des Jahres 2016. Diesen Weg geht "Deadpool 2" konsequent weiter. Logisch. Aber der Überraschungseffekt ist weg. Und Wiederholung langweilt bekanntlich schnell. Alle Welt wartete daher gespannt darauf, ob der zweite Teil die hohen Erwartungen erfüllen kann.

 

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Noch mehr von allem funktioniert in diesem Fall

Regisseur David Leitch ("Atomic Blonde") gibt sich jedenfalls alle Mühe den ersten Teil bei Action und Humor noch zu toppen. Und es gelingt ihm gar nicht so schlecht. "Deadpool 2" treibt sämtliche Erfolgsrezepte noch einmal auf die Spitze:

Gleich zu Beginn erklärt Wade dem Publikum, warum "Deadpool 2" ein Familienfilm ist und startet dann tatsächlich mit einem emotionalen Turbo-Boost. Aber nicht nur die vierte Wand wird wieder gekonnt gebrochen (d.h. die direkte Ansprache des Publikums). Der Film ist auch wieder voller Easter Eggs und Referenzen an das gesamte Marvel-Universum (im Kino und im Comic) sowie die Konkurrenz von DC. Für die auch im Kino wachsende Fan-Community ist das eine wahre Freude.

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Mit Cable und Domino werden zudem zwei neue Charaktere hervorragend besetzt eingeführt: Josh Brolin, der auch Thanos in "Avengers: Infinity War" spielt, ist dank seiner minimalistischen Mimik und dem trockenen Humor eine Idealbesetzung für Cable. Und wer sagt, dass Glück keine Superkraft ist? Zazie Beetz als Domino macht eben so viel Spaß wie der Rest des X-Force-Teams, das Deadpool aufstellt, um den mächtigen jungen Mutanten Russel vor Cable zu retten. Dieser kommt aus der Zukunft, um zu verhindern, dass aus dem Waisenknaben ein Massenmörder wird, der auch seine Familie auf dem Gewissen hat.

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Der derbe Humor mag nicht jedermanns (vor allem: jederfraus) Sache sein, aber auch hier legt der Film ein Schäuferl nach. Nachdem Deadpool von einem hier nicht näher genannten Marvel-Bösewicht in zwei Teile gerissen wird, macht sich der Film minutenlang einen derben Spaß daraus, dass der Held seinen gesamten Unterleib nachwachsen lassen muss. Und zugegeben: Man(n) ertappt sich einfach dabei, zu lachen.

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Und die Gewalt? Nun sagen wir es einmal so: Wenn Quentin Tarantino einen Superhelden-Film drehen würde, dann wäre dieser wohl so blutig wie Deadpool – nur mit langweiligeren Dialogen, die mehr Sinn ergeben. Kein Superhelden-Film – weder von Marvel (nicht einmal Wolverine – und darauf würde Deadpool besonderen Wert legen!) noch von DC – hat auch nur einen annähernden hohen Body-Count (gemeint sind natürlich nur die sichtbar "Zu-Tode-Kommenden", sonst wäre wohl ein anderer kürzlich erschienener Marvel-Film unschlagbar).

Zumindest wird das Abtreten der Bösen sonst nirgendwo in dieser Art und Weise zelebriert. Wie schon im ersten Teil wird bevorzugt zu kitschigen Pop-Balladen von Celine Dione und Barbara Streisand gemetzelt. Dabei wird mit Zeitlupen-Aufnahmen nicht gespart.

 

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Knallharte Action und banaler Humor

Den Humor von "Deadpool 2" kann man mögen oder nicht. Aber die wenigsten Superhelden-Filme sind so lustig wie dieser. Der Plot des ersten Teils war zwar geradliniger, aber wer "Deadpool" mochte, wird auch "Deadpool 2" lieben. Auch bei der Action punktet der Film. Zwischen den perfekt inszenierten Action-Szenen bleibt kaum Zeit für Atempausen. Dass die nochmalige Zuspitzung bei "Deadpool 2" relativ gut funktioniert, liegt wohl nicht zuletzt daran, dass die gekonnte selbstironische Übertreibung das Grundkonzept des Films ist. Nicht zuletzt wird dadurch auch die Gewalt im Film relativiert.

Wenn "Avengers: Infinity War" der " Herr der Ringe" im Superhelden-Genre ist, dann ist "Deadpool 2" eine Mischung aus Quentin Tarantino ("Pulp Fiction", "Kill Bill") und den Farrelly-Brüdern ("Dumm und Dümmer", "Verrückt nach Mary") – die selbstironische Action-Groteske im Superhelden-Genre.

Last, but not least: Superhelden-Nerds werden auch die Post-Credit-Szene von "Deadpool 2" lieben (die in diesem Fall nicht wirklich nach, sondern während des Abspanns läuft).

"Deadpool 2" ist ab 18. März auf Disney+ verfügbar