Filmkritiken

"Catch Me!" auf ATV: Spielerische Lebenseinstellung

Was soll man dazu sagen, wenn erwachsene Menschen noch immer hingebungsvoll Fangen spielen? Man kann sie entweder als ausgewachsene Kindsköpfe bezeichnen oder sich darüber freuen, dass sie sich so viel Kindlichkeit bewahrt haben.

 

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Der Champion soll gefangen werden

Zumindest beschränken die fünf amerikanischen Freunde ihre spezielle Spielleidenschaft auf einen Monat pro Jahr, aber in diesem Zeitraum starten sie dafür so richtig durch und kennen keinen Genierer. Nur einer von ihnen hat sich bisher noch nie fangen lassen - und dieser Jerry wird ausgerechnet von Jeremy Renner gespielt, dessen Name ihn natürlich zum schnellen Davonlaufen befähigt.

In diesem Mai soll sich das aber ändern, denn der ungeschlagene Champion heiratet gerade und das halten die vier restlichen Mitspieler unter der Leitung von Hogan Malloy (Ed Helms aus den "Hangover"-Filmen) für eine perfekte Gelegenheit, ihn endlich zu schnappen. Zwar wir Jerry vorm Traualtar ohnehin schon von seiner Braut eingefangen, aber da diese Frau offiziell nicht mitspielt, reicht das den Freunden nicht.

 

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Die echten Fangen-Spieler

Die Geschichte geht übrigens auf eine wahre Begebenheit zurück, und Drehbuchautor Mark Steilen wurde durch einen Artikel im 'Wall Street Journal' auf die Freundesgruppe aufmerksam, deren Verspieltheit über 30 Jahre hinweg nicht abgenommen hat: seit Schultagen entfliehen die als 'Tag Brothers' bekannten Personen dem Erwachsenenleben auf solche zeitlich begrenzte Art. Vor dem Abspann bekommen wir die echten Jungs dann endlich auch noch in Aktion zu sehen und sehr rasch wird klar: diese älteren Herren mit wenig Haaren und viel Bauch gehen ganz entspannt an die Sache heran. Sie verkleiden sich zwar auch sehr gern, doch ihre Spielzüge hätten bestimmt nur einen langweiligen Film ergeben.

 

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Böse Täuschungen und Fallen

Was man aus einer Zeitungsmeldung alles machen kann. Sowas bringen eben auch nur die Amerikaner fertig, dass aus kleinen Würstchen ein Big Mac wird. Regisseur Jeff Tomsic fällt nämlich ins andere Extrem und übertreibt maßlos. Die fiktiven Alter Egos der Spielernaturen sind bei ihm jederzeit bereit, von 0 auf 100 zu beschleunigen: mal erscheinen sie als Mischung aus fanatischen Psychopathen und Action-Helden, dann wieder als liebenswerte Exzentriker, denen man aber im Monat Mai nicht über den Weg laufen möchte.

Obwohl die Freundschaft in dieser Gruppe immer wieder beschworen wird, schrecken sie vor geschmacklosen Täuschungen nicht zurück und stellen einander unglaublich böse Fallen, die nicht nur für blaue Flecken, sondern ohne weiteres auch für gebrochene Halswirbelsäulen sorgen könnten; und sogar ihre Mitmenschen sind in Gefahr, denn um aus einem Unbeteiligten Informationen herauszupressen, drohen sie ihm sogar Waterboarding an.

 

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Wie funktionieren Action-Filme?

Man fragt sich immer wieder: Geht’s noch schlimmen? Sind die jetzt völlig durchgeknallt? Sollen wir uns pausenlos fremdschämen?  Doch dann wird einem plötzlich klar, dass uns hier die Mechanismen von Action-Filmen oder Kriegs-Reißern im Reinzustand vorgeführt werden. Wenn Hollywood-Regisseure uns mit immer neuen Action-Krachern versorgen, wollen sie damit doch im Grunde nichts anderes, als unseren kindlichen Spieltrieb anzusprechen und die Handlung in diesen Werken ist gerade deshalb immer so unglaubwürdig, weil sich das der kleine Maxi (oder wie immer er auch heißen mag) halt so ausdenken würde. Ob der Regisseur tatsächlich eine solche entlarvend-satirische Aufklärungs-Aktion über das eigene Metier beabsichtig hat, ist zwar fraglich, aber wir profitieren von diesem Mehrwert gerne.

So ist das eben, wenn große kleine Jungs sich amüsieren. Zuletzt wird es in „Catch me!“ zwar unerwartet ernst, aber zumindest dürfen nun endlich auch die Mädchen mitspielen.

3 von 5 Fangschaltungen.

"Catch Me!" ist auf ATV am 5. April um 20:15 zu sehen.