BESSON MACHT SCHLUSS MIT LUSTIG
Von Peter Temel
Mafiosi hat Robert De Niro schon viele gespielt, mitunter solche mit Alltagsproblemen. So auch in Luc Bessons Komödie Malavita The Family: Der New Yorker Pate Giovanni Manzoni hat gegen seinen Mafia-Clan ausgesagt und ist durch das Zeugenschutzprogramm in der Normandie gelandet, wo er als Schriftsteller getarnt mit Frau, Kindern und Hund lebt.
Die Widrigkeiten der französischen Provinz bekämpft die ehrenwerte Familie auf ihre Weise: Mazonis Ehefrau Maggie ( Michelle Pfeiffer) sprengt einen Supermarkt in die Luft, Tochter Belle verdrischt einen allzu aufdringlichen, pickeligen Halbwüchsigen mit einem Tennisschläger und Sohn Warren bringt an der Schule den Handel mit diversen Kleinprodukten unter seine Kontrolle.
Das Familienoberhaupt selbst kümmert sich um die Beseitigung eines Abwasserproblems. Dass eine braune Brühe aus den Leitungen fließt, schmeckt dem Ex-Gangster gar nicht. Zunächst bricht er einem vorlauten Installateur sämtliche Knochen, doch die Blutspur zieht sich weiter - bis zum örtlichen Wasserversorger.
Das alles geschieht, obwohl das FBI vor Ort ist, um die Familie zu überwachen und zu schützen. Oberaufpasser Stansfield (Tommy Lee Jones) sorgt sich außerdem, dass Mazoni beim Verfassen seiner Memoiren allzu explizit aus dem Nähkästchen plaudert.
Malavita The Family lebt vor allem von seiner exquisiten Darstellerriege und dem Culture-Clash zwischen (Italo-) Amerika und Frankreich. Das hätte eine feine Mafia-Persiflage ergeben können. Doch Regisseur Luc Besson (Nikita, Léon Der Profi), Meister des französischen Popcornkinos, hat die Spirale der Gewalt ziemlich überdreht. Das wirkt dann so, als sei ein harter Mobster-Thriller mit einer Komödie wie Reine Nervensache verschnitten worden. Als schließlich auch noch Manzonis finstere Ex-Kollegen durch den beschaulichen Ort streifen, ist endgültig Schluss mit Komödie.
Etwas bemüht wirkt letztlich die Hommage an Martin Scorseses Goodfellas, die Besson als Film im Film in die Handlung eingebaut hat. Mit dem Mafia-Epos aus dem Jahr 1990 (ebenfalls mit De Niro) hatte Scorsese, der übrigens bei Malavita mitproduzierte, neue Genre-Maßstäbe gesetzt. Luc Bessons aktueller Regiestreich hingegen zeigt sich seltsam unentschieden zwischen mehreren Genres.