Filmkritiken

"Barry Seal - Only in America": Ein Lufttaxichauffeur für den CIA

Tom Cruise bevorzugt in letzter Zeit windige Charaktere: in „Die Mumie“ hat er einen Grabräuber gespielt (und wurde zur Strafe von einer Jahrtausende alten Untoten geküsst) – diesmal ist er ein gestresster Linienpilot, der durch kleine Schmuggeleien das Gehalt aufbessert. Sein Leben ändert sich jedoch grundlegend, als der CIA ihn für Spionageflüge über Mittelamerika anwirbt. Damit nicht genug, erregt er auch das Interesse einer kriminellen Organisation und so transportiert er an Bord seiner Propellermaschine bald kistenweise Kokain. Als dann der CIA ebenfalls wieder auf neue Ideen kommt, kann sich der Mann vor Aufträge nicht mehr retten, denn nun zählen außerdem noch Waffen und Menschen zu seinen illegalen Transportgütern. Der amerikanische Junge Barry Seal baut eine richtige Luftflotte auf und scheffelt für sich und seine Familie so viel Geld, dass er gar nicht mehr weiß, wo er es unterbringen soll.

Schmutzige Fracht

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Dafür wird er jedoch auch immer tiefer in die schmutzigen Geheimdienstoperationen der Reagan-Ära verstrickt (Stichworte: Mena-Skandal und Iran-Contra-Affäre). Schließlich macht er sich das Drogenkartell von Pablo Escobar zum Feind - und so nimmt alles seinen tragikomischen Verlauf. Der ernsten Thematik zum Trotz herrscht an komischen Situationen hier nämlich kein Mangel: etwa wenn sich lauter dreibuchstabige Organisationen ( FBI, DEA und noch ein paar andere) darum streiten, welche von ihnen nun eigentlich den Piloten hopsnehmen darf; und es ist auch beachtenswert, wie der CIA für seinen geheimen Mitarbeiter sorgt, indem er eine Scheinfirma mit dem Kürzel I.A.C. einrichtet – na wenn das keine perfekte Tarnung ist.

Cruise als sympathischer Draufgänger

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Wir erleben Tom Cruise in seiner besten und interessantesten Rolle seit langem. Er wirkt eigentlich niemals als Krimineller, sondern eher als sympathischer Draufgänger, der einfach nicht „Nein“ sagen kann – alle illegalen Aktivitäten werden immer an ihn herangetragen und er selber trifft keine wichtigen Entscheidungen, sondern erledigt bloß lukrative Botendienste. Inwieweit man dem realen Seal dadurch gerecht wird oder ihn vielmehr zum Unschuldslamm verklärt, sei einmal dahingestellt. Es geht ja hier schließlich auch eher darum, die regierungsnahen Kreise als korrupt und skrupellos darzustellen.

Eine wahre Geschichte

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Das Zeitgeschehen hinterlässt außerdem oft überraschende Spuren - auch ein Senator namens Bill Clinton beeinflusst die Handlung einmal durch ein Telefongespräch entscheidend zugunsten des verhafteten Barry. Kurz gesagt: Diese Geschichte ist so irre, dass sie eigentlich nur das wahre Leben geschrieben haben kann, und Regisseur Doug Liman erzählt sie auf eine Weise, die stark an Scorsese erinnert - die Hauptfigur ist zwar kein „The Wolf of Wall Street“, aber zumindest ein Airwolf.

8 von 10 illegal eingeflogenen Geheimpunkten

franco schedl