Filmkritiken

"Atomic Blonde": Schlagabtausch in Ost und West

Top-Agentin Lorraine Broughton, ein echter weibliche 007, erlebt den Zerfall der DDR aus nächster Nähe, weil sie im November 1989 auf eine gefährliche Mission nach Berlin geschickt wird. Auf beiden Seiten der Mauer ist sie mal Jägerin und mal Gejagte, wobei sie in schwere Auseinandersetzungen mit feindlichen bzw. verräterischen Spionen oder der Polizei verwickelt wird.

Eine zweitrangige Story

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Die Geschichte selbst ist da eher zweitrangig: im Zentrum des täuschungsreichen Einsatzes steht zwar eine wichtige Namensliste, doch das dient nur zum Aufhänger für heftige Action, lokalisiert in einem sehr stilisierten Berlin, wo Hinterhofschäbigkeit und Neonlichtkälte überwiegen – untermalt von einem extrem gut ausgesuchten Soundtrack, der uns praktisch pausenlos große Hits der 80er-Jahre zu Gehör bringt.

Ein spektakulärer Nahkampf

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RegisseurDavid Leitchist nicht umsonst ein ausgebildeter Stuntman und versteht etwas von Kampfchoreographie. Vor allem eine Auseinandersetzung in einem Stiegenhaus, bei der es die Agentin nacheinander mit ungefähr einem halben Dutzend Gegnern aufnimmt, setzt in Sachen Kampfrealismus ganz neue Maßstäbe. Scheinbar ohne Schnitt zieht sich die drastische Prügelei über mehrere Etagen und erlebt in einer Wohnung ihre adrenalinreiche Fortsetzung, wobei alles, was gerade zur Hand ist, als Waffe dient. Damit nicht genug, muss die schwer angeschlagene Lorraine gleich danach auch noch auf der Straße eine wilde motorisierte Verfolgungsjagd durchstehen, die ein unerwartet feuchtes Ende findet.

Eine zerschundene Theron

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Charlize Theron liebt in dieser Rolle nicht nur harte Drinks, sondern auch harte Bandagen und die Coolness, mit der sie ihr zerschundenes Gesicht in die Kamera hält, wird ihr so bald niemand nachmachen. James McAvoy spielt erwartungsgemäß wieder einen sehr zwiespältigen Charakter, dem man besser nicht über den Weg trauen sollte. Der kleine Giftzwerg Toby Jones kommt als Lorraines Vorgesetzter aus dem Staunen nicht heraus, sobald ihm seine Spitzenagentin vom Berliner Einsatz Bericht erstattet (wobei sie auch erotische Detail über eine allzu nahe Kontaktaufnahme zwischen ihr und einer französischen Kollegin nicht ausspart), und ein weißbärtiger John Goodman sitzt als CIA-Mann ebenfalls am Verhörtisch.

Ein schmutziges Geschäft

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Besonders während der letzten Minuten prasseln die Überraschungen förmlich auf uns ein – womit bewiesen wäre, dass der gute Ratschlag „Trauen Sie keinem“, den Lorraines Chef ihr mit auf den Weg nach Berlin gegeben hat, nur allzu berechtigt war. Diese beeindruckende Mischung aus James Bond, John le Carré und Graphic Novel (auf einer solchen basiert der Film ja auch) zeigt auf knallharte und desillusionierende Weise, dass das Agentengeschäft, in dem es fast nur Verlierer gibt, vor allem schmutzig, schmerzhaft und sehr blutig ist.

8 von 10 topgeheimen Schmerzensschreien

franco schedl