Filmkritiken

ALTERN IST NICHTS FÜR WEICHEIER

Typischerweise spielt Meryl Streep in Beziehungsfilmen die Hauptrolle, wo es um Sex und Leidenschaft im Alter geht. Doch auch Isabella Rossellini macht ihre Sache gediegen gut. Als Londoner Ehefrau eines Star-Architekten muss sie feststellen, dass sie mit knapp 60 für die Männerwelt ihrer Umgebung unsichtbar wird. Blickt doch einmal ein männliches Wesen in ihre Richtung, ist die Freude unermesslich. Während sie sich jedoch zunehmend als alte Dame wahrnimmt, erlebt ihr Ehemann – der formidable William Hurt – seine zweite Jugend. Mit schwarzer Lederjacke besucht er Discos, lässt sich von jungen Studentinnen verehren und versteht nicht, warum seine Frau einen Haltegriff in die Badewanne einbauen lässt.

"Altern ist nichts für Weich­eier" – diese klare Botschaft der freundlichen Beziehungskomödie versucht, möglichst viel Realismus einzuschmuggeln, ohne wirklich jemand wehtun zu wollen. Die kleinen Dramen spielen sich im völlig abgefederten Upper-Class-Milieu ab, wo sich alle nur auf ihre Befindlichkeit konzentrieren können. Aber mit sensiblem Humor bemüht sich Regisseurin Julie Gavras um Gender-Fairness. Nicht nur er darf eine Affäre haben – auch sie. Und wenn Isabella Rossellini versucht, sich trotz ihrer Weitsichtigkeit zu schminken, ist das schon recht witzig.

KURIER-Wertung: **** von *****

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