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Alle Marvel-Serien von Netflix im film.at-Ranking

Netflix hatte insgesamt sechs verschiedene Marvel-Serien im Programm, in Summe 13 Staffeln mit 161 Episoden. Seit Disney den eigenen Streamingdienst Disney+ plant, sind die Marvel-Helden bei Netflix auf dem Rückzug. Aber die Netflix-Serien werden auch in Zukunft dort zu sehen sein. Grund genug für ein film.at-Ranking der Marvel-Shows von Netflix. Wir haben die Superhelden-Serien von der schlechtesten zur besten gereiht.

 

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6. Defenders (1 Staffel, 8 Episoden)

Die "Defenders" sind sozusagen das Street-Level-Pendant der"Avengers". Genau wie im Kino hätte das Team-Up von Daredevil, Jessica Jones, Luke Cage und Iron Fist der fulminante Höhepunkt der Vorgängerserien sein sollen, in denen die einzelnen Team-Mitglieder vorgestellt wurden. Doch leider ist "Defenders" einfach nur die zweite Staffel von "Iron Fist" geworden – und zwar im negativen Sinn: Die erzählerischen Irrwege, die in "Iron Fist" eingeschlagen wurden, werden hier weitergeführt statt ausgebügelt.

 

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5. Iron Fist (2 Staffel, 23 Episoden)

Danny Rand ist der größte Martial-Arts-Kämpfer im Marvel-Universum. Er wurde von Kung-Fu-Mönchen in einem mystischen Kloster aufgezogen und zum ultimativen Kung-Fu-Fighter ausgebildet. Schließlich hat er es auch noch geschafft unter all den Anwärtern als Träger der magischen "eisernen Faust" (Iron Fist) auserkoren zu werden. Und nicht zu vergessen: Er ist auch der Erbe eines Milliardenvermögens und Mehrheitseigentümer eines Technologiekonzerns.

Klar, dass da die Erwartungen hoch sind. Aber herausgekommen ist ein langatmiges Coming-Of-Age-Drama, in dem ein naiver Held mit einem riesigen Vater-Komplex durch New York läuft und Schurken auf Schulhof-Niveau verprügelt. Die Charakterisierung der Hauptfigur in der ersten Staffel ist ärgerlich und ebenso schemenhaft wie die der meisten anderen Charaktere. Die Martial-Arts-Action ist im Vergleich zu den beiden Staffeln von "Daredevil" enttäuschend, die Handlung beinahe lächerlich.

Nur dank der zweiten Staffel landet "Iron Fist" nicht auf dem letzten Platz. Der neue Showrunner Raven Metzner kürzt die Staffel auf nur noch 10 Episoden (was Netflix für alle Marvel-Serien dringend in Erwägung ziehen sollte!) und versucht zumindest einige Irrwege aus der ersten Staffel auszubügeln. Aber dennoch bleibt Iron Fist der am schlechtesten umgesetzte Marvel-Superheld bei Netflix.

 

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4. Luke Cage (2 Staffel, 26 Episoden)

Jeder Episodentitel von "Luke Cage" bezieht sich auf einen Song des Hip-Hop-Duos Gang Starr. Der Soundtrack und der gesamte Look & Feel der Serie sind eine beeindruckende Reminiszenz an Blaxploitation-Filme der 1970er-Jahre und an die Afro-Amerikanische Kultur rund um Funk, Soul, R’n’B und Hip-Hop. Auch die Schurken werden gut porträtiert, wenn auch nicht ganz so großartig wie zuvor in "Daredevil" und "Jessica Jones". Aber das Gleichgewicht zwischen stilsicherer Charakterisierung und handlungstreibender Action läuft bei dieser Serie ziemlich aus dem Ruder.

Anders gesagt: Trotz visuell beeindruckender Inszenierung und durchaus guten Momenten ist "Luke Cage" stellenweise zum Einschlafen langweilig und – vor allem für Binge-Watcher – ohne massiven Kaffeekonsum nur schwer durchzustehen. Das bleibt leider auch in der recht unspektakulären zweiten Staffel so, auch wenn die Handlung gegen Schluss an Fahrt gewinnt und mit einem spannenden Cliffhanger für Luke Cage endet.

 

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3. The Punisher (2 Staffel, 26 Episoden)

Mit "The Punisher" wurde der enttäuschende Abwärtstrends der Netflix Marvel-Serien nach "Iron Fist" und "Defenders" zumindest vorläufig gestoppt (und dann kam die 2. Staffel von Jessica Jones). Charakterisierung, Action und Spannung sind hier wieder so großartig wie wir es von "Daredevil" und "Jessica Jones" gewohnt sind. Allerdings ist "Punisher" ein typisches US-Kriegsveteranen-Drama im Stil von "Homeland". Auch im Action-Showdown ist der Anti-Held Frank Castle näher an Rambo und John McClane als an Daredevil, Batman oder anderen Superhelden. Das Superhelden-Feeling bleibt daher ein wenig auf der Strecke. In der zweiten Staffel blieb es ähnlich.

 

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2. Jessica Jones (3 Staffeln, 39 Episoden)

"Jessica Jones" würde in unserem Ranking auf der Nummer eins glänzen, hätten wir es vor dem Erscheinen der zweiten Staffel verfasst. In der ersten Staffel hat Serien-Schöpferin und Produzentin Melissa Rosenberg die Graphic Novel "Alias" von Comic-Autor Brian Michael Bendis verfilmt. Jessica Jones ist darin eine von Missbrauch durch den Mind-Controller Kilgrave gezeichnete Figur, die sich gegen ihren Peiniger erhebt und sich damit selbst aus männlicher Dominanz befreit. Gleichzeitig gelang in der ersten Staffel die atmosphärische Kombination von Film-Noir und Hard-Boilded-Detective-Story mit dem Superhelden-Genre. Jessica Jones, Staffel 1, ist ohne Zweifel, eine der besten Superhelden-Geschichten im Serienformat.

Rund zwei Jahre bevor der Hashtag #metoo weltweit zum feministischen Statement wurde und eine Bewegung gegen sexuellen Missbrauch und männliche Dominanz in Gang setzte, war die erste Staffel von Jessica Jones – ohne es groß zu betonen – eine großartige feministische Heldengeschichte mit einer toughen und trotz all ihrer Abgründe selbstbestimmten und daher coolen Heldin. Umso enttäuschender sind nun die platten Versuche der zweiten Staffel einen Bezug zur #metoo-Bewegung herzustellen. "Jessica Jones 2" scheitert nicht nur am Mangel eines großartigen Schurken wie Kilgrave, sondern an der Orientierungslosigkeit und Oberflächlichkeit der erzählten Geschichte.

Die enttäuschende zweite und die auch nur noch mittelmäßige dritte Staffel ändern aber nichts an der herausragenden ersten Staffel. Deshalb schafft es Jessica Jones dennoch auf den zweiten Platz.

 

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1. Daredevil (3 Staffeln, 39 Episoden)

"Daredevil" war die erste Marvel-Serie von Netflix. Rund ein Jahr vor dem Kinostart von "Deadpool"war es im April 2015 die erste düstere Version eines Marvel-Superhelden für ein erwachsenes Publikum – ganz im Gegensatz zu den bunten und weitgehend jugendfreien Helden im Kino. Kein Wunder. Die Inspiration lieferte die Graphic Novel „The Man without Fear“ von Frank Miller, der auch schon die Vorlage für Christopher Nolans "The Dark Knight"geliefert hatte. Die düstere Atmosphäre wird durch eine ausführliche Charakterisierung von Matt Murdock (Charlie Cox) und seiner Sidekicks Foggy Nelson (Elden Henson), Karen Page (Deborah Ann Woll) und Claire Temple (Rosario Dawson) ergänzt. Und auch der Schurke ist diesmal großartig besetzt und porträtiert: Vincent D'Onofrio ist als Wilson Fisk, der Kingpin, der bis dahin beste Marvel-Schurke im Film. Vom Feinsten sind auch die Action-Szenen.

Auch in der zweiten und dritten Staffel hält "Daredevil" das hohe Niveau bei Action, Spannung und Charakterentwicklung. In der zweiten Staffel werden Electra (Élodie Yung) und der Punisher (Jon Bernthal) als neue Figuren eingeführt, wobei die Staffel zwei fast getrennte Geschichten erzählt: Electra und Matt Murdock stehen in der einen, Karen Page und der Punisher in der anderen Story im Mittelpunkt. Ein brutaler Höhepunkt der zweiten Staffel ist die Szene, in der ein ganzer Zellenblock vom Punisher im Alleingang in Grund und Boden gestampft wird. Aber auch die mysteriöse Untergrund-Organisation "The Hand" ist in "Daredevil 2" noch wahrlich Furcht einflößend – während sie später in "Iron Fist" und "Defenders" beinahe zur Chaostruppe degradiert wird. In der dritten Staffel bleibt es spannend: Der Kingpin ist zurück und erstmals taucht der charismatische Daredevil-Erzfeind Bullseye (Wilson Bethel) auf. "Daredevil" ist daher eindeutig die beständigste und beste Superhelden-Serie von Netflix.

 

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