Filmkritiken

ACAB - Austrian Cops Are the Best

Die Täter flüchten, wobei die Einsatzkräfte mehrere Schüsse abfeuern – mit schrecklichem Resultat: während der 16-Jährige eine schwere Schusswunde davonträgt, erliegt der 14-jährige seinen Schussverletzungen sogar. Stephan Richter greift diese Thematik nun sechs Jahre nach dem Vorfall in seinem ersten Langspielfilm auf.

Warenkorb-Romantik

Kameramann Enzo Brandner erzeugt durch ausgeklügelte Kamerafahrten Bilder von betörender Schönheit: man könnte glauben, sich in Österreichs perfektester Einzelhandelsfiliale zu befinden. Diese wohlgeordnete Supermarkt-Ästhetik ist natürlich nur eine Illusion, steht jedoch in grellem Kontrast zu dem planlos-ungeregelten Leben der Jugendlichen. Auch die Polizisten wirken frustriert und sind keine großen Sympathieträger. Einer von ihnen besitzt immerhin Sinn für Humor, wenn er das Graffiti-Kürzel ACAB (was bekanntlich für „All Cops Are Bastards“ steht) mit dem schmeichelhaften „Austrian Cops Are the Best“ übersetzt.

Fakt und Fiktion

Gleich nach dem tragischen Vorfall im Sommer 2009 verfolgte Richter die mediale Berichterstattung darüber und begann zwei Jahre später mit den Recherche-Arbeiten für das Drehbuch seines Films. Dabei war es ihm besonders wichtig, Abstand zu den realen Ereignissen und den Personen, die in die Tragödie verwickelt waren, zu gewinnen. Im Endeffekt bleibt von der ‚Wahrheit‘ nicht mehr allzu viel übrig, denn der Regisseur hat seine eigene Realität geschaffen.

Richter richtet nicht und will auch keine Gefühle erzwingen, bringt es aber dennoch fertig, mit eindrucksvollen Bildern und starken Charakteren Emotionen zu erzeugen. Die dadurch entstandene Dynamik ergibt einen Film, der - ohne dem Pathos zu verfallen - eine „kleine, menschliche Geschichte“ erzählt, die ganz ohne große Effekte auskommt und den Zuseher genau aus diesem Grund fesselt.

9 von 10 „Merx“-Produktpaletten.

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