Filmkritiken

"A Ghost Story": Trauerarbeit unterm Bettlaken

Ein Paar liegt nachts auf der Couch. Sie (Rooney Mara) will in ein neues Haus umziehen, er ( Casey Affleck) will bleiben. Der Streit um ihren gemeinsamen Wohnort stellt ihre Beziehung vor neue Herausforderungen, doch dann verstirbt er plötzlich. In ein weißes Bettlaken gehüllt kehrt er als Geist (auch Casey Affleck) zurück und beobachtet machtlos die Trauerarbeit seiner Hinterbliebenen.

Slow Cinema

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Wer sich eine gruslige Geistergeschichte mit Horrorelementen erwartet, ist hier definitiv falsch. „A Ghost Story“ gehört zu den berührendsten Liebesfilmen des Jahres und setzt sich mit den universellen Themen Einsamkeit und Zeit auseinander. Mit wenigen Mitteln inszeniert David Lowery einen ganz großen Film, mit jedem Schnitt eröffnet er eine neue Welt und mit jedem Satz eine neue Perspektive. Der US-Amerikaner gönnt sich die notwendige Zeit, um seine Geschichte zu erzählen, ohne dabei Rücksicht auf Sehgewohnheiten oder filmische Konventionen zu nehmen. Amerikanisches Kino mit internationalem Flair.

Von Animation zu Arthaus

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Wenn man einen Blick auf Lowerys Filmografie wirft, dann gleicht „A Ghost Story“ einem Wunder. Sein Debutfilm „Ain’t them Bodies Saint“ war künstlerisch ambitioniert, aber fiel im Schnittprozess der Willkür seiner Produzenten zum Opfer. Danach drehte er den Disney Kinderfilm „ Elliot der Drache“, ein 65 Millionen Dollar Projekt, das fast 150 Millionen Dollar einspielte. Direkt nach der Hollywoodstudio Produktion begann er mit einem winzigen Budget an den Dreharbeiten zu „A Ghost Story“. Die Dreharbeiten fanden im Geheimen statt, Lowery wollte jegliche Erwartungen von Außen unterbinden und nutzte das Projekt hauptsächlich, um seine künstlerische Vision zu verwirklichen.

Starbesetzung

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Für die Hauptrollen konnte er Casey Affleck und Rooney Mara gewinnen. Beide Schauspieler sind für ihre mutige Rollenauswahl bekannt und treffen auch hier wieder ins Schwarze. Es braucht gute Gründe, um einen Oscarpreisträger unter ein weißes Bettlaken zu stecken und Rooney Mara ist einer dieser guten Gründe. Seit ihrer Rolle als Lisbeth Salander in „Verblendung“ weiß man, dass Mara keine großen Worte braucht, um große Emotionen zu transportieren.

Mit „A Ghost Story“ orientiert sich Lowery am asiatischen Slow Cinema und bringt es auf den amerikanischen Markt. Mit Erfolg, wie es aussieht, denn nach der Premiere auf dem Sundance Filmfestival sicherte sich A24 die Weltvertriebsrechte und konnte bereits knapp 2 Millionen Dollar einspielen.

Ein langsamer Film, der trotz zähem Anfang einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Wer die ersten zwanzig Minuten übersteht, darf sich auf ein besonders Kinoerlebnis inklusive Zeitreise freuen.

10 von 10 Gespenstern

Özgür Anil