5 Filme, die falsche Schönheitsideale in Frage stellen
Von Erwin Schotzger
Hollywood liebt Außenseiter und thematisiert gerne den Glauben seiner Helden an sich selbst und die eigene Schönheit und Würde. Doch diese Außenseiter entsprechen dann meist einem fragwürdigen Schönheitsideal, an dessen Entstehung und Aufrechterhaltung Hollywood ebenso beteiligt ist wie die gesamte Fashion- & Mode Branche oder TV-Sendungen wie "America's Next Top Model" (und die internationalen Ableger).
Nur wenige Filme unternehmen den ambitionierten Versuch diese falschen Schönheitsideale in Frage zu stellen. Das gelingt nicht immer durchgehend perfekt. Gerade Komödien stolpern dabei oft über genau jene Klischees, die sie eigentlich kritisieren wollen. Aber immerhin wird das Ideal der perfekten Körper in Hollywood-Filmen und Fashion-Magazinen immer öfter in Frage gestellt. Diese fünf Filme sind dafür aus unserer Sicht ganz gute Beispiele.
Schwer verliebt (2001)
Die schräge Komödie "Schwer verliebt" stammt von Peter und Bobby Farrelly, den Macher von "Dumm und Dümmer" und "Verrückt nach Mary". Es wundert daher nicht, dass der Umgang mit dem Thema Fettleibigkeit hier mit deftigem Humor angegangen wird: Hal Larson (Jack Black) ist – obwohl selbst nicht gerade ein perfekter Adonis – vor allem an den äußeren Werten weiblicher Schönheit interessiert. In aller Peinlichkeit baggert er eine Schönheit nach der anderen an. Erfolglos selbstverständlich. Bis seine körperliche Fixierung durch Hypnose auf die innere Schönheit von Frauen umgeleitet wird. Als er Rosemary (Gwyneth Paltrow) kennenlernt, wundern sich seine Freunde über seinen neuen Frauengeschmack. Kein Wunder, denn Rosemary ist in Wirklichkeit schwer übergewichtig – doch Hal sieht nur ihre innere Schönheit.
Letztlich stolpern die Farrelly-Brüder hier immer wieder über die Klischees, die eigentlich kritisiert und bekämpft werden sollen. Was bleibt, ist aber eine nette Filmidee und ein redlicher Grundgedanke.
I feel pretty (2018)
Renee Barrett (Amy Schumer) ist sich ihrer körperlichen Attraktivität nicht immer sicher. Das ändert ein Schlag auf den Kopf. Fortan sieht sie sich selbst als Schönheit und handelt auch dementsprechend selbstsicher. In der Folge erklimmt sie auch die Karriereleiter im Eiltempo. Leider schafft es die durchaus gelungene Komödie "I feel pretty" nicht ganz, die Kritik an gängigen Schönheitsidealen auch bis zum Ende durchzuziehen. Am Schluss verkommt innere Schönheit, Emanzipation und Selbstbewusstsein doch wieder nur zu einem Werbegag bei der Präsentation einer neuem Kosmetik-Linie. Aber der Wille zählt: Im Ansatz stellt "I feel pretty" falschen Schönheitsideale in Frage.
Little Miss Sunshine (2006)
Die sieben-jährige Olive (Abigail Breslin) will nicht nur an einem Schönheitswettbewerb für Kinder teilnehmen, sondern auch gewinnen. Die Anreise zum Wettbewerb mit ihrer dysfunktionalen Familie räumt nicht nur mit dem Erfolgswahn im Turbo-Kapitalismus gründlich auf, sondern auch mit falschen Schönheitsidealen. "Little Miss Sunshine" schafft es diese herzerweichende Geschichte zu erzählen ohne selbst zu sehr in Plattitüden oder allzu rührseligen Kitsch abzugleiten.
Precious – Das Leben ist kostbar (2009)
"Precious" ist zwar in erster Linie ein bewegender Film über familiären Missbrauch und eine beeindruckende Milieustudie. Aber das auf der Romanvorlage "Push" basierende Sozialdrama stellt auch Schönheitsideale in Frage: Die Hauptfigur Claireece, genannt Precious (Gabourey Sidibe), ist nicht nur ein Missbrauchsopfer und funktionale Analphabetin, sondern auch rund 200 Kilo schwer. Für die Rolle der missbrauchenden Mutter Mary bekam die Komikerin und TV-Starmoderatorin Mo’Nique den Oscar für die beste Nebenrolle. In ihren Comedy-Shows zieht sie regelmäßig über die "skinny bitches" her und veranstaltet den "Miss F.A.T."-Schönheitswettbewerb. Der Film ist ähnlich therapeutisch für alle Menschen, die gängigen Schönheitsidealen nicht so toll entsprechen: Claireece ist esssüchtig, ungebildet und arm. Und sie erweist sich als mutig, kostbar und eben auch schön.
Embrace – Du bist schön (2017)
Der australische Dokumentarfilm "Embrace – Du bist schön" erzählt die Geschichte von Taryn Brumfitt und ihrer Auseinandersetzung mit der Unzufriedenheit mit ihrem Körper. Im Mittelpunkt steht dabei das gesellschaftsprägende Schönheitsideal der westlichen Welt, das durch Medien verbreitet und gestärkt wird. Der Film richtet sich vor allem gegen das Phänomen des Body-Shaming. Dabei werden Menschen aufgrund ihrer Abweichung von körperlichen Idealvorstellungen gemobbt, diskriminiert oder ihnen in irgendeiner Form das Gefühl vermittelt, sich für ihren Körper schämen zu müssen. Das trifft hauptsächlich dicke Menschen. "Embrace" ist ein Plädoyer gegen diesen Schlankheits- und Optimierungswahn.
Erwin Schotzger