Filmkritiken

"303": Wenn Unbekannte zu Liebenden werden

Jan (Anton Spieker) will nach Südspanien, um seinen leiblichen Vater kennenzulernen. Nachdem seine Mitfahrgelegenheit ihm kurzerhand absagt, lernt er an einer Raststätte Jule (Mala Emde) kennen. Die 23 jährige Studentin ist gerade auf dem Weg nach Portugal, um ihren Freund zu besuchen. Sie nimmt Jan mit und die Beiden lernen sich nach anfänglichen Meinungsverschiedenheiten näher kennen. Sie reden über Kapitalismus, Umweltschutz, Liebe und alles, was junge Menschen heutzutage noch so beschäftigt.

Auf der Suche nach Antworten

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In Hans Weingartners zweieinhalbstündigem Roadmovie stellt der Vorarlberger Regisseur zwei Mittzwanziger in den Mittelpunkt, die sich in einem sich rasant verändernden Europa zurecht finden müssen. Die digitale Revolution, neue Beziehungsmodelle und ein sich selbstzerstörender Planet stellen sie vor neue Herausforderungen, die wohl keiner von ihnen alleine zu lösen vermag. In ihren langen Gesprächen über die Probleme ihrer Zeit werden ihre unterschiedlichen Positionen verdeutlicht und im Diskurs analysiert. Gepaart mit viel Humor schaffen sie es dabei nicht nur, ihren Ängsten auf den Grund zu gehen, sondern auch sich näher kennenzulernen.

Romantische Jugend

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Die Idee zu zum Film hatte Weingartner bereits in den 90ern als er bei Richard Linklaters „Before Sunrise“ als Assistent mitarbeitete. Obwohl die Dialoge gut geschrieben und überzeugend gespielt sind, fehlt „303“ doch einiges, um mit der „Before"-Trilogie mithalten zu können. Es ist vermutlich der zu romantische Blick auf die Jugend, der uns an der Glaubwürdigkeit der Figuren zweifeln lässt. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Jahr 2018 eine Campingbus fahrende Biologie-Studentin mit festem Freund, einen armen Politikwissenschaftsstudenten, der sich lieber mit einem Auto als mit einem Flugzeug nach Südspanien begeben will, auf einer Raststation trifft, scheint doch sehr gering.

Zu lang

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Jan und Jule werden überzeugend von Mala Emde und Anton Spieker gespielt. Die beiden Schauspieler legen eine solide Performance hin und harmonieren gut miteinander. Die Länge von 145 Minuten braucht das Roadmovie jedoch nicht, um seine Message anzubringen. Zu oft wiederholen sich die Charaktere in ihren Denkmustern, weshalb die langsame Annäherung ermüdend wirkt. Für Fans von Liebesfilmen dürfte Hans Weingartners neustes Werk eine Erfrischung sein und vor allem beim jungen Publikum für Begeisterung sorgen.

7 von 10 Reifenwechseln

Özgür Anil