ALTE ACTION MIT JUNGEM BLUT
Haben wir noch immer nicht genügend alte Herren mit akutem Baller-Zwang geboten bekommen? Offenbar nicht, denn sonst hätte sich Stallone den dritten Teil seiner Söldner-Saga ja schenken können. Zum Glück hat er das nicht getan, denn obwohl oder gerade weil hier im Hinblick auf die Altersfreigabe die Blutspritzer deutlich sparsamer eingesetzt wurden, erweist sich dieses abermalige Zusammentreffen der Entbehrlichen als Glücksfall. Die Story ist zwar so dürftig wie gehabt und auch actionmäßig gibt es in den 126 Filmminuten nicht viel Neues (ein paar Szenen wirken sogar ziemlich schlampig inszeniert und für die finale Zerstörungsorgie in einem leerstehenden Gebäudekomplex hat man sich unverkennbar The Raid zum Vorbild genommen, ohne dessen Wucht zu erreichen), aber die Gaststars können sich einfach sehen lassen.
Wesley Snipes, der seine Haftstrafe für eine Steuersünde erst kürzlich abgebüßt hat, feiert ein großartiges Comeback als witziger Klettermaxe und Messerheld, der von seinen Kumpels zu Beginn welch Zufall aus einem rollenden Gefängnis befreit wird. Antonio Banderas hingegen profiliert sich als Dauerredner mit schwer spanischem Akzent, was leicht ins Nervige ausarten könnte, aber dank seiner charmanten Art, diese Manie darzustellen, meistens wirklich lustig wirkt (außerdem scheint es, als wollte er hier seine Sprech-Rolle als Gestiefelter Kater parodistisch in eine Figur aus Fleisch und Blut umsetzen). Harrison Ford tritt als Ersatz für einen bei Gagenforderungen angeblich etwas zu geldgierigen Bruce Willis in Erscheinung; und obwohl er sehr alt und mitgenommen wirkt, merkt man ihm doch an, mit wie viel Freude er bei diesem Spiel für große Buben mitmischt. Als vierter besetzungstechnischer Volltreffer hat Mel Gibson zu gelten: sein charismatischer Fiesling mit irren Augen und überraschender Vorgeschichte wird eindeutig zum interessantesten Bösewicht der Expendables-Reihe.
Die Besetzung ist aber nicht in jeder Hinsicht geglückt: Weil Stallone in seiner Anführerrolle als Barney Ross plötzlich Angst um das Leben seiner alten Kampfgefährten bekommt, entschließt er sich, ein junges unverbrauchtes Team zu rekrutieren und hat dabei Erfolg. Für uns als Publikum bleiben diese Nachwuchs-Draufgänger (sogar eine zeitgemäße Draufgängerin ist darunter) aber relativ blass und entbehrlich. Immerhin ergeben sich dadurch ein paar leicht komische Momente, wenn die gestandene 80er Jahre-Action in ihrer brachialen Geradlinigkeit mit dem High-Tech-Verständnis der jungen Generation zusammentrifft. Der unverzichtbare Computer-Hacker sagt Stallone, wies leichter geht, in ein Gebäude einzudringen. Doch selbstverständlich machen auch ein paar lahm gelegte Sicherheitssperren das große Geballer kurz darauf nicht verzichtbar.
7 von 10 pensionsresistenten Actionhelden.
(franco schedl)