Film.at Kritik
1943/44, der Krieg tobt, Berlin wird immer öfter bombardiert. Die Menschen verlieren ihre Wohnungen und Häuser und sie verlieren ihr Leben (sei es durch die Bomben, bei den Kämpfen an den Fronten, oder durch die unmenschliche Vernichtungsmaschinerie der Nazis in den Konzentrationslagern). Im selben Berlin werden jedoch auch Feste gefeiert, Konzerte und Tanzkaffees besucht und Beziehungen aufgebaut.
Mitten in all diesen Wirren treffen Lilly und Felice aufeinander. Lilly ist Verheiratet, hat vier Kinder und ihr Mann kämpft an der Ostfront. Felice arbeitet in der Redaktion einer Zeitung, ist im Widerstand tätig und als Jüdin ständig auf der Flucht.
Trotz dieser scheinbaren Gegensätze kommen sich die beiden Frauen näher. Am Beginn widersetzt sich zwar Lilly (Kosename Aimee) den körperlichen Zuneigungen von Felice (Kosename Jaguar), doch nach und nach läßt sie sich immer mehr in die Beziehung fallen, um schließlich das Zusammensein voll zu genießen. Diese beiden Frauen erfahren die Werte der Liebe zu einer Zeit, wo Beziehungen sehr schnell enden können. Ihre Liebe ist nicht nur auf physische Erfahrungen beschränkt, nein, sie geht tief bis ist innere des Herzens. Sie liefern den Beweis, daß es nur darauf ankommt, dieses Gefühl für einen Menschen zu empfinden, unabhängig davon, wer der andere ist (in Bezug sowohl auf die Abstammung, als auch auf das Geschlecht). Schade, daß man so eine Selbstverständlichkeit immer wieder aufs neue aufzeigen muß. Für Lilly und Felice verwandelt sich die Welt zu einem einzigen Gefühl des Glücks, sie leben für den Moment, denn nur so können sie alles andere um sich vergessen.
Die Tatsache, daß die Geschichte nicht frei erfunden, sondern auf wahren Begebenheiten beruht (die 85-jährige Lilly Wust lebt heute noch in Berlin), verleiht diesem Film eine besondere Note. Man kann die beiden Frauen - und ihren Mut - nur bewundern, denn zu jener Zeit wurden Menschen schon wegen geringerer Vergehen (wobei ich persönlich die Beziehung zweier Frauen keinesfalls als solches sehe) eingesperrt. Ein positives Lob gebührt auch dem Regisseur und den Schauspielerinnen, denen es gelungen ist, den Stoff in einer besonders ergreifenden Weise auf die Leinwand zu bringen.
Möge dieser Streifen anläßlich der Berlinale (von 10. bis 21. Februar 1999) und anderer Filmfestivals viele Preise gewinnen, denn er ist es Wert.
Emil Kuzmanov
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Details
- Schauspieler
- Maria Schrader, Juliane Köhler, Johanna Wokalek, Heike Makatsch, Detlev Buck, Peter Weck
- Regie
- Max Färberböck
- Kamera
- Tony Imi
- Author
- Max Färberböck, Erika Fischer
- Musik
- Jan A.P. Kaczmarek
Bilder
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